Unsere Schützlinge


2009 noch ein Mädchen - jetzt schon fast erwachsen: 2016 wird sie die Schule mit dem SLC abschließen.

Viele unserer Schüler und Schülerinnen haben schon viel erlebt. „Meine Mutter starb, da war ich vier, mein Vater starb im Kugelhagel, er wurde von einem Querschläger während des Bürgerkriegs getroffen. Meine kleine Schwester Arati und ich kamen dann in die Arunodaya Academy, jetzt bin ich 16 und in der neunten Klasse. Seit kurzem gehe ich in Sothang, einem Dorf in Solukhumbu zur Schule, gerne würde ich Ingenieur werden, aber zuerst muss ich den Abschluss schaffen.“ Anil ist einer von über 40 Schützlingen, für deren Ausbildung unsere Organisation gesorgt hat, finanziert vorwiegend aus Spenden und durch Sponsoren.

EcoHimal Projektmitarbeiter klärten die Situation mit den Großeltern und dem Vormund und nahmen ihn mit nach Kathmandu, ins neue Leben. Das Schulbildungsprojekt läuft seit 2005. Zuerst halfen wir nur Kriegswaisen und Straßenkinder, dann förderten wir auch Kinder aus unseren Projektregionen, die aus ganz armen Verhältnissen stammen.

Die Klärung der sozialen Verhältnisse war immer eine zentrale Aufgabe und Voraussetzung, um als Schüler bzw. Schülerin in die EcoHimal Academy aufgenommen zu werden. Alle unsere Schützlinge haben ähnliche Schicksale erlebt, in ihren tragischen Geschichten ist der Tod der Eltern, des Vaters, der Mutter, ständig präsent, und sie haben eine Reihe von meistens jüngeren Geschwistern. Sie wissen um ihre Bedeutung für die Restfamilie und sie sind bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Mit ihrer guten Ausbildung können sie einmal einen Beruf ergreifen, von dem sie selbst leben und auch ihren Geschwistern helfen können. Dies ist vermutlich der Grund, weshalb sie so hoch motiviert sind und fast alle gehören zu den besten Schülern ihrer Klasse.

Shamila ist schon 20, hat die Schule mit Bestnoten abgeschlossen und arbeitet nun als Volksschullehrerin. „Als ich in die Schule kam, wagte ich niemand ins Gesicht zu schauen, nach und nach wuchs mein Selbstverstrauen und ich wurde die Sprecherin der Gruppe.“ Sie schaut auf ihre zwei kleinen Geschwister wie Bimala, die drei jüngere Schwestern und zwei Brüder hat. „Ich treffe meine Mutter einmal im Jahr und vermisse sie sehr.“ Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, er verließ die Familie, da war sie noch ein Baby. Bimala möchte Krankenschwester werden und wie ihre Freundin Babita, die auch fünf Geschwister hat und Englisch studieren möchte, kommt sie aus einer Familie ohne Vater. Bhumikas Vater starb durch einen Bergunfall. Sie steht vor dem Abschluss in der Schule und möchte Buchhalterin werden. Wie sie die Ausbildung im College finanzieren soll, steht bei ihr wie bei den anderen derzeit noch in den Sternen.

EcoHimal hat nach 13 Jahren das System der Fürsorge umgestellt, denn wir können zwar die Ausbildung und das Internat bzw. die Lebenshaltung finanzieren, aber nicht elterliche Pflichten bzw. die Verantwortung des Vormunds übernehmen. Die muss bei den Erziehungsberechtigten bleiben wie auch die Haftung für die jungen Leute. Die meisten Schülerinnen und Schüler leben daher seit kurzem wieder in ihren Dörfern, bei Verwandten oder im Haus des Vormunds, und besuchen dort die entsprechende Schule. Das reduziert die Kosten für sie und wir können auch noch für die älteren die beiden letzten Schuljahre finanzieren.

Wir konnten in den letzten Jahren schon auf viele schöne Momente mit unseren Kids zurückblicken: Sei es, dass sie als Klassenbeste ausgezeichnet wurden, sie schon nach kurzer Zeit Schulstufen überspringen konnten oder sich einfach hervorragend in das Schulleben integriert haben. Besonders stolz hat uns 2014 das Bestehen des SLC (School Leaving Certificate) und somit der erfolgreiche Schulabschluss von drei unserer Schüler gemacht.

Die körperlich beeinträchtigte Anjana ist in einer speziellen Schule untergebracht, die ganz auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Ihre Entwicklung freut uns besonders: Als sie aus dem Waisenhaus in unser Projekt aufgenommen wurde, konnte sie weder nach etwas greifen noch gehen. Mittlerweile kann sie sich mit Hilfe eines Rollators selbständig fortbewegen und sich soweit versorgen.


Zukunftsvisionen


Unsere Kinder möchten Ingenieure, Ärzte oder Krankenschwestern werden – es ist auch sicherlich kein Zufall, dass dies allesamt Berufe sind, mit denen sie „daheim“ in ihrer Heimat helfen können. Surendra ist 13 Jahre alt und möchte in Dolpa (seinem Heimatdorf in Mid-Western-Nepal) erdbebensichere Häuser bauen, die 15-jährige Pabitra aus dem Khotang-District möchte Krankenschwester werden um den Menschen in ihrem Heimatdorf helfen zu können. Sollte ihnen dies gelingen, wäre unser Projekt auf ganzer Linie ein voller Erfolg: Nicht nur, dass wir Kindern aus sehr armen Verhältnissen eine ausgezeichnete Schulbildung und somit eine gewisse Unabhängigkeit bieten konnten, hätten wir das Knowhow dieser Kinder auch im Land – im besten Falle sogar im Projektgebiet – behalten. Eines unserer Ziele ist es, dass jene gebildeten jungen Erwachsenen, die aus dem Schulprojekt hervorgehen werden, als Vermittler und Wissensträger in ihrer Heimat fungieren und somit Wissen und Bildung im Dorf bleibt und weiter aufgebaut werden kann.

Wenn man sich mit unseren Schülern über ihre Zukunftsvisionen unterhält, spürt man schnell, dass dies keine Träumereien sind, wie man sie selbst in dem Alter einst hatte. Sie wissen genau, was sie dafür noch alles leisten müssen und bereiten sich bereits mit ihren 13 oder 14 Jahren penibelst darauf vor. Die 15-jährige Pabitra möchte Krankenschwester werden und hat bereits jetzt Angst, dass sie es nicht schaffen kann, weil sie ihrer Meinung nach zu schlecht in „Science“ ist. Freizeit hat sie nur wenig, wie sie selber sagt. Die Zeit außerhalb der Schule verbringt sie mit Lernen, damit ihr Wunsch, einmal als Krankenschwester arbeiten zu können, in Erfüllung geht.

Ebenfalls auf eine ganz besondere Art und Weise beeindruckt der junge Sherpa Chhyogel, der mit seinen 14 Jahre schon ganz genau weiß, was er möchte: Täglich absolviert der Taekwondo- und Fußballfan nach dem Aufwachen in Ruhe seine Yoga- und Fitnessübungen, ehe er sich noch vor dem Frühstück seinen Büchern widmet. Auf die Frage, warum er das macht, antwortet der clevere Bursch ganz cool, dass man eben nur gute Leistungen erbringen kann, wenn auch der Körper fit und gesund ist. Chhyogel möchte Arzt werden, um den Leuten in seinem Heimatdorf später helfen zu können, da die medizinische Versorgung in den Bergdörfern sehr schlecht ist, wie er kritisiert.

Real Madrid-Fan Surendra zählt genauso wie Chhyogel Mathematik und Science zu seinen Lieblingsfächern. Er möchte später als Ingenieur Häuser bauen, die dem Erdbeben besser standhalten als jene, die in seinem Dorf im Khotang-District stehen und vielfach beschädigt wurden. Etwas, das auch Chhyogel stark kritisiert: Er kann nicht nachvollziehen, weshalb die Japaner erdbebensichere Häuser bauen können und die Nepalesen nicht. Und er kritisiert den Drang seiner Landsleute, stets höhere Häuser bauen zu müssen. Wenn wieder ein Erdbeben käme, dann würden diese doch einstürzen und auf die Leute stürzen, die sich im Freien in Sicherheit bringen wollten.


Kontakt


EcoHimal Austria Gesellschaft für Zusammenarbeit Alpen-Himalaya
Hofhaymer Allee 11/17
5020 Salzburg
E-Mail: office@ecohimal.org
T: +43 662 829492
ZVR Zahl: 886266575

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